Meine Erfahrung über die Augenlaser-OP – Bericht vom Mittwoch, 26. März 2008

Meine Erfahrung über die Augenlaser-OP – Bericht vom Mittwoch, 26. März 2008

Hallo Zusammen

ich habe nach der operation elf stunden wie ein stein geschlafen, was nicht nur meinen augen gutgetan hat. meine gefühle sind so ambivalent. der eingriff war wegen meiner hohen dioptrienzahl einschneidender als bei geringerer kurzsichtigkeit. das heisst: lasereinwirkung von 10 sekunden statt (wie etwa bei manus begeisterter freundin natascha) 5. weh tat es nicht. und gut vorbereitet war ich auch, das ist es nicht. das kränkende war vielleicht: dass ich alles mitSEHEN musste, die augen ja schlecht schliessen konnte. ich spürte den druck des “angesogenen” augapfels, des künstlich offen gehaltenen lides. zwischendurch verliert man die sicht, dann kehrt sie wieder, wie in einem flugzeug, das durch wolken fliegt, dann ein bunter kringeltrip, wie ich ihn mir bei der einnahme von lsd vorstelle. der laser brennt einen schnitt in die hornhaut, diese wird hochgeklappt mit einem messerchen, dann verätzt der laser die darunter liegende hornhautschicht, damit sich das einfallende licht darauf nachher bündelt und eben das gewünschte scharfe statt des wie bisher im leben verschwommenen bildes auf der netzhaut erzeugt. nach knapp 15 minuten ist alles vorbei, die patientin steht auf, kann die augen öffnen und sieht alles scharf. wird aber angewiesen, sie noch 4 stunden geschlossen zu halten und sich im hotel zu erholen. was sie auch tat, denn sie fühlte sich wie ein frischgeborenes, das noch gar nichts von der welt wissen mochte, die ihm eröffnet worden war.

nächster tag: karfreitag. im frühstücksraum stille nacht und andere weihnachtsklänge. offenbar hat man mitbekommen, dass ein hoher christentag sei und will den vorwiegend abendländischen gästen eine freude damit machen. genau wie wir vielleicht mit “orientalem sound” das ganze morgenland mitmeinen. die augen wollen einmal die stunde getröpfelt werden, aber ansonsten ist sightseeing angesagt. ein besuch der blauen moschee mit scharen anderer touristen, die schuhe alle in plastiksäcke getütet, das haupt jedoch unverhüllt. dann eine bosporusfahrt, bei hohem wellengang schlingernd zwischen europa und asien, dem schwarzen und dem marmara meer. bei kälte und regen, die augen ängstlich mit sonnenbrille geschützt, zum grand basar. ansonsten ist istanbul eine historische goldgrube und heute zu dicht besiedelte (dreimal die schweiz!), metropole, in der nicht mal mehr die fassaden glänzen, was sie sympathisch ehrlich macht. zwischen den häuserzeilen immer wieder eine ruine, die zu sprengen wohl nicht möglich ist, ohne, dass sie nebenhäuser ebenfalls in die luft gehen. viele arbeiten im europäischen und wohnen im asiatischen teil, letzterer ist denn auch wohnlicher, grüner, gepflegter. die beiden hängebrücken zwischen den kontinenten sind wegen des pendelverkehrs dauernd verstopft, die strassen ebenso, das u-bahnnetz wurde bisher erst im lebhaftesten stadtteil taksim ausgebaut. istanbul ist ein schmelztiegel aus nationen und sogar glaubensgemeinschaften.

am samstag um fünf in der früh weckte wie jeden morgen der muezzin, der heimflug in der trockenen kabinenluft tat den augen nicht gut. zuhause dann endlich ein gefühl von ungetrübter freude darüber, die bekannten gegenstände ohne sehhilfe scharf zu sehen. schön ist auch, dass die sicht nicht mehr durch brillenränder begrenzt wird. highlight ist am morgen, wenn ich die augen aufschlage und nicht erst zur brille greifen muss, um klar zu sehen. eigenartig aber schon, wie normal alles schnell wird. einige sagen, sie sehen nun viel mehr als vorher. das ist bei mir nicht der fall, aber ich sehe etwa gleich gut jetzt ohne brille wie vorhin ohne. meine kurzsichtigkeit wurde mit absicht nicht ganz auskorrigiert, weil ich schon fortgeschrittenen alters bin und sonst offenbar die altersweitsichtigkeit schneller beginnt. ich kann aber gut ohne brille in die ferne sehen. was im moment noch mangelhaft ist, ist die nahsicht. das heisst, ich sehe beim lesen alles verschwommen und hoffe, dass ich nicht sofort eine lesebrille brauche. der arzt hat mich zwar dahingehend beruhigt und gesagt, das sei die ersten tage normal.

was mich auch noch etwas sonderbar berührt: dass beim blick in den spiegel ohne brille viel stärker die gesichtszüge meiner mutter in mir sehe. die brille liess das nicht so deutlich zum tragen kommen. ich empfinde einen unwillen bei diesem anblick. aber meine augen sind schön, gross und klar.

herzlichen gruss, petra paul